Dienstag, 1. August 2006

Transalp 2006: Hinterriß – 3 Zinnen

6 Etappen, 326km, 11700hm

Super Tour durch tolle Landschaften bei Traumwetter und Affenhitze


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Tag 1: Hinterriß – Weidener Hütte (ca, 66km, 2100hm)

Abfahrt mit dem Auto in der Früh um 7. Gegen 8 Uhr erreichen wir die Mautstelle in Hinterriß. Räder ausladen, Rucksäcke auf und los geht’s auf unseren diesjährigen Transalp!
Zuerst geht es gemächlich auf Asphalt durch das Rißbachtal Richtung Eng. Kurz vor dem großen Ahornboden biegen wir allerdings links ab. Es geht hinauf zum Plumsjoch (1669m). Die Steigung ist gemächlich und gut zu fahren, der Weg aber recht schottrig. Während unserer kurzen Rast auf dem Joch (es ist noch früh am Tag und wir lassen die gemütliche Plumsjochhütte links liegen) erreichen zwei weitere bepackte Mountainbiker den Sattel. Auf meine Frage nach ihrem Ziel folgt eine überraschende Antwort: auch sie wollen zu den Drei Zinnen. Also gleich am ersten Pass Leute, die die gleiche Tour fahren! Auch sie wollen noch bis zur Weidener Hütte. Es folgt eine sehr steile Abfahrt hinunter ins Gerntal und weiter am Achensee entlang, bevor wir ins Inntal abfahren. Wir rollen über Schwaz nach Pill und biegen hier ab hinauf zur Weidener Hütte. Die 1200hm Auffahrt ist mit die schlimmste des ganzen Transalps! Ca. 800hm des Anstiegs verlaufen ohne Schatten auf Asphalt. Das Thermometer des Tachos zeigt 42°...
Immer wieder treffen wir unsere zwei Bekannten vom Plumsjoch, die ebenfalls mit der Hitze zu kämpfen haben. Erst am späten Nachmittag erreichen wir die Weidener Hütte (1800m). Sie ist gut besucht, aber nicht überfüllt. Außer uns übernachten noch ca. 30 andere Alpencrosser und 3 Wanderer. Ich bin das einzige Mädel unter den Gästen und habe den Waschraum für mich allein, während die Männer Schlange stehn müssen! Zum Abendessen gibt’s „K3“: 3 verschiedene Semmelknödel mit Käse, Spinat und Tomate. Sehr lecker. Um 9 liegen die meisten im Lager. Für so viele Leute in einem Raum ist es eine sehr ruhige Nacht.


Tag 2: Weidener Hütte – Sattelalm (ca. 60km, 2200hm)
Um 8 Uhr früh sitzen wir im Sattel. Nach einer knappen Stunde erreichen wir das 2291m hohe Geiseljoch und genießen den Ausblick auf den Alpenhauptkamm. Wir fahren vor der Kulisse des Olperers ins Tuxer Tal ab. 2 Platten später erreichen wir Hintertux und decken uns mit neuen Ersatzschläuchen ein. Der Blick schweift hinüber zur Gondelbahn des Skigebiets, mit der sich massenweise Spatziergänger hinaufkarren lassen. Da unser nächstes Zwischenziel die Mittelstation der Bergbahn ist, ist die Versuchung groß, doch wir widerstehen und quälen uns abermals bei Affenhitze die Forststraße hinauf. Ab der Sommerbergalm wird der Weg zur Baustelle. Wir schieben unser Rad wegen der durchgehenden Steilheit den Großteil der Strecke zum Tuxer Jochhaus (2338m) hinauf. Oben herrschen Bauarbeiten: das Skigebiet baut einen neuen Speichersee für die Schneekanonen. Überhaupt ist das Hintertuxer Skigebiet im Sommer nicht gerade empfehlenswert. Laut, Überlaufen, nichts mit Bergidylle. Das Tuxer Jochhaus ist daher nicht sehr einladend. Wir fahren direkt weiter über das Joch und hinunter nach Kasern. Etwa die ersten 400hm müssen wir schieben. Der Weg ist anspruchsvoll und uns nach den bewältigten Höhenmetern, der Hitze und mit dem vollgepackten Rucksack zu schwierig. Dann rollen wir weiter nach Kasern, ins Schmirntal und hinunter zur Brennerbundesstraße. Ab Vianders wartet der letzte Anstieg des Tages auf uns. Es geht hinauf zur Sattelalm (1635m), in deren Nähe der legendäre böse Bauer von der Brennergrenzkammstraße sein Unwesen treibt. Außer uns sind nur 2 weitere Biker zu Gast. Das Essen ist gut, wir haben ein eigenes Zimmer für uns und es gibt Duschen. Herrlich nach den heißen Temperaturen des Tages.


Tag 3: Sattelalm – Pfitscher Tal (ca. 35km, 1500hm)

Gleich zu Beginn des Tages wartet eine Schiebepassage von ca. 400 hm hinauf zum Sattelberg auf uns. Um das Territorium des bösen Bauern zu umgehen hat der Wirt der Sattelalm einen neuen Weg angelegt, der allerdings bergauf nicht (oder nur für sehr wenige Leute) zu befahren ist. Und schon wieder schwitzen wir wie die Tiere. Aber die Brennergrenzkammstraße entschädigt für die Mühe. Von Mussolini zu Kriegszwecken erbaut dient sie heute Mountainbikern als aussichtsreicher Höhenweg und relativ leichte Alpenhauptkammpassage. Mit nur geringer Steigung zieht sich der Weg den Berg entlang. Wir begegnen den ersten Murmeltieren der Tour. Auf der gegenüberliegenden Hangseite erkennen wir schon unser nächstes Ziel: Das Schlüsseljoch (2212m). Zuvor müssen allerdings einige Höhenmeter zum Brenner hinunter vernichtet und danach über die Zirogalm und die Enzianhütte wieder erklommen werden. In der Enzianhütte machen wir Mittagspause (Kaiserschmarrn bei 30°C im Satten, und das aus 2000m Höhe!). Danach folgt eine ca. 20 minütige Schiebepassage, bevor die letzten Meter zum Joch wieder befahrbar sind. Anschließend geht’s auf einer rauen Militärpiste hinunter ins Pfitschertal. Schon am früheren Nachmittag erreichen wir den Gasthof Alpenrose, in dem wir übernachten. Heute Nachmittag zieht zum ersten Mal ein Gewitter auf, das wenigstens kurzzeitig für eine leichte Abkühlung sorgt.


Tag 4: Pfitscher Tal – Rastnerhütte (ca. 65km, 2500hm)

Heute wartet die Königsetappe der Tour auf uns. Schon um 7 Uhr sitzen wir im Sattel und greifen das Pfunderer Joch, mit 2568m das Dach unserer Tour, an. 1300hm am Stück sind zu bewältigen und es geht von Anfang an zur Sache. Der Weg ist sehr Steil und schottrig. Bis zur Großbergalm (1932m) kämpfen wir uns im Sattel nach oben, dann ist für uns Schluss. Schieben ist angesagt, um nicht zu viele Körner zu verlieren. Wir wandern ganz allein durch ein einsames und wunderschönes Tal. Je höher wir kommen, desto mehr Murmeltiere bekommen wir zu Gesicht. Es wimmelt geradezu vor ihnen! Wie kommen aus dem Schauen kaum mehr raus und freuen uns über die Ablenkung von dem sich doch ziemlich hinziehenden Fußmarsch. Gegen 10.30 Uhr erreichen wir das Joch. Das Schneefeld, das das ganze Jahr dort oben liegt, ist durch die hohen Temperaturen in diesem Sommer sehr klein und stellt kein Problem dar. Wir machen Pause und genießen das geniale Panorama. Danach folgt eine Abfahrt der Extraklasse, ein „Holly Trail“! Der Weg zieht sich zuerst ganz einfach und wunderbar zu fahren, dann anspruchsvoller hinunter zur Weitenbergalm. Hier begegnen uns heute zum erstem mal Menschen. Weiter geht’s hinunter ins Puster Tal. Wir haben soeben 1800hm vernichtet! Wir fahren das Puster Tal hinauf nach Ehrenburg und nach einer Portion Spaghetti warten noch einmal 1200hm auf uns hinauf auf den Astjochkamm. Die Etappe zieht sich und wir sind froh, als wir um 18 Uhr die Rastnerhütte (2000m) erreichen. Etwa eine Stunde nach uns treffen unsere zwei Bekannten vom Plumsjoch ein. Sie hatten die zwei vorherigen Etappen etwas anders eingeteilt als wir. Außer uns vier Bikern sind nur noch einige ältere Herrschaften zu Gast, die am Abend in fröhlicher Runde musizieren. Unsere Begleiter (Toni und Christian) outen sich als angehende Musiklehrer und sind sehr amüsiert von dem musikalischen Künsten der anderen Gäste.


Tag 5: Rastnerhütte – Faneshütte (ca. 50km, 1600hm)

Diese Etappe führt uns zunächst auf und ab den Astjochkammrücken entlang zum Lüsener Joch (2070m). Dann folgt die Abfahrt nach Zwischenwasser und St. Vigil. Wir können die ersten Blicke auf die auf uns wartenden Dolomiten werfen. Von St. Vigil fahren wir weiter zur Pederuhütte. Ab jetzt geht es wieder bergauf. Es geht auf steiler und schottriger Militärpiste hinauf zur Faneshütte (2060m) am Eingang des Fanes Sennes Nationalparks. Die Hütte ist ausgebucht, das Personal nicht sehr freundlich und die Portionen beim Abendessen viel zu klein. Aber wir verbringen den Abend in einer netten Runde mit unseren alten Bekannten, die ihre Künste am Klavier demonstrieren. Wieder folgt am Abend ein ordentliches Gewitter und es regnet die ganze Nacht.


Tag 6: Faneshütte – Drei Zinnen Hütte (ca. 50km, 1900hm)

Am Morgen hat der Regen zwar aufgehört, die Wolken sind jedoch geblieben. Zu ersten Mal auf unserer Tour packen wir die Regenhüllen für unsere Rucksäcke aus. Die Wolken hängen tief und es nieselt leicht, als wir die 100hm zum Limojoch aufsteigen. Es folgt die Abfahrt durch das berühmte Fanestal. Leider sehen wir heute nicht viel von unserer Umgebung. Weiter führt uns die Tour über den Passo som Forca in das Skigebiet von Cortina d’Ampezo und über den Passo Tre Croci nach Misurina am gleichnamigen See. Hier können wir zum ersten Mal das Ziel unserer Tour erblicken: Die Drei Zinnen, allerdings nicht von ihrer berühmten Seite!

Eigentlich war der Ort als heutiges Etappenziel eingeplant, doch da es erst früher Nachmittag ist beschließen wir, noch die 600hm über die Mautstraße zur Auronzohütte am Fuß der Drei Zinnen auf uns zu nehmen. Die Hütte ist allerdings dermaßen ungemütlich und macht so einen heruntergekommenen Eindruck, dass wir zusammen mit Toni und Christian, die wir vor der Hütte wieder treffen, beschließen, noch über den Paternsattel um die Drei Zinnen herum weiter zur Drei Zinnen Hütte fahren. Sie ist rappelvoll mit Kletterern. Wir ergattern die letzten vier Betten im 15er Lager unterm Dach. Zwar ist diese Hütte nicht deutlich gemütlicher als die Auronzohütte (Baujahr 1935 und seit dem nicht merklich renoviert), aber das Personal ist nett und die Lage gigantisch! Als am Abend endlich die Wolken aufreißen sehen wir sie zum ersten Mal direkt vor uns: die Drei Zinnen. Wir haben es geschafft! Und das in einer Etappe weniger als geplant.


Tag 7: Rückreise

Bei wiederum wolkenlosem Himmel fahren wir zu viert früh über den Paternsattel zurück zur Lavaredohütte um dort zu frühstücken. Auf dem Weg dorthin genießen wir das Panorama bevor die Heerscharen von Wanderern, die in Bussen die Mautstraße hinauf gekarrt werden, eintreffen. Noch einmal genießen wir die Sonne und beobachten die Kletterer in den Wänden, bevor wir über die Auronzohütte und die Mautstraße zurück nach Misurina und weiter nach Toblach rollen. Von dort geht es mit dem Zug zum Brenner. Wir rollen die Brennerbundesstraße hinunter nach Innsbruck, wo wir uns mit dem Auto abholen lassen.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Das ist echt beeindrückend. Mache ich unbedingt. Habe gerade viel Zeit frei weil mein Business viel erfolgreicher mit virtueller datenraum anbieter geworden ist.

Denzel Butler hat gesagt…

Vielen Dank für Ihre erstaunliche Geschichte, es war sehr interessant, es zu lesen. Ich liebe auch reisen, und im vergangenen Jahr hat mir meine Familie vorgestellt Arktis reisen das war die beste Erfahrung meines Lebens!